Ernster Humor – Inner Emigration VI
Kammermusikfest
Donnerstag, 21. August 2025
19:30, Kirche Saanen
Schostakowitschs Streichquartett Nr. 3 ist ein Meisterwerk, das wie kaum ein anderes die dramatische Geschichte zweier Jahrzehnte in der Sowjetunion erzählt. Es beginnt mit einer scheinbar sorglosen Erinnerung an die 1930er-Jahre, voller scharfzüngiger, zugleich heiterer Anleihen aus der Volksmusik, bevor die düstere Bedrohung von 1939 die Atmosphäre kippt. Die Kriegsjahre 1941 brechen mit wuchtigen, satirischen Militärmarsch-Zitaten herein, gefolgt von einem zutiefst bewegenden Adagio, das in seiner Ausdrucksstärke an die Form eines Requiems erinnert und den Opfern des Kriegsgeschehens gewidmet ist. Am Ende versucht das Werk einen vorsichtigen Schritt zurück ins Leben – doch der Weg bleibt ungewiss. Dieses kraftvolle, realistische Gemälde wurde, wie so viele andere Werke Schostakowitschs, von der sowjetischen Zensur scharf verurteilt. In einem entspannteren Ton führt das Hagen Quartett später am Abend einen weiteren Höhepunkt auf: Gemeinsam mit dem japanischen Pianisten Mao Fujita, dem Gewinner des Clara-Haskil-Wettbewerbs 2017 in Vevey, bringen sie Brahms’ monumentales Klavierquintett f-Moll auf die Bühne. Ursprünglich hatte Brahms das Werk ohne Klavier konzipiert – bis er schliesslich dessen volles Potential erkannte und mit Hinzuname des Klaviers das Werk zu einem vollendeten Aushängeschild der Kammermusik formte.
Hagen Quartett
Lukas Hagen, Violine
Rainer Schmidt, Violine
Veronika Hagen, Viola
Clemens Hagen, Violoncello
Mao Fujita, Klavier
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) | |
Streichquartett Nr. 3 | 35' |
Johannes Brahms (1833–1897) | |
Klavierquintett f-Moll op. 34 | 45' |
80' |